Brauchen alle Frauen in der Schwangerschaft Nahrungsergänzungsmittel?

„Ich nehme Nahrungsergänzungsmittel ein, also bin ich und mein Baby ausreichend mit Nährstoffen versorgt“, das sagen Frauen häufig, wenn sie in meine Sprechstunde kommen. Beinahe jede Schwangere bekommt sofort nach der Bestätigung ihrer Schwangerschaft ein Rezept über Nahrungsergänzungsmittel, von fast immer derselben Firma. Da stellen sich mir einige Fragen: Sind wir alle gleich und haben wir alle den gleichen Bedarf an Nährstoffen? Ist in den Kombinationspräparaten die richtige Dosierung für jede schwangere Frau? Und was ist eigentlich mit unserer Ernährung? Reicht es wirklich Pillen einzunehmen? Nahrungsergänzung aus der Gießkanne, für alle Frauen das Gleiche, warum kann das nicht funktionieren und machen Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft Sinn? Darum geht es in diesem Beitrag.

Der Bedarf an Nährstoffen ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich

Warum brauchen wir Nährstoffe? Nährstoffe sind für den Aufbau von körpereigenen Substanzen, für das Wachstum und Erhaltung des Gewebes und für den Stoffwechsel von Lebewesen notwendig. Nährstoffe sind Energielieferanten und sie sind an der Energieproduktion beteiligt. Ein Mangel, kann zu gesundheitlichen Problemen führen, darum ist eine ausgewogene Ernährung mit allen notwendigen Nährstoffen von großer Bedeutung. Mit einer ausreichenden, abwechslungsreichen und vitaminreichen Ernährung kann der Bedarf großteils gedeckt werden.

Nur Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, reicht nicht aus, um mit allen Nährstoffen versorgt zu sein. Es braucht die Kombination mit einer gesunden Ernährung, denn sonst können die bunten Pillen vom Körper nicht aufgenommen werden, und werden im besten Fall als sehr teures Klowasser in den Kanal gespült, im schlechtesten Fall können sie uns sogar schaden.

Wichtig für eine Schwangere Frau ist es ebenfalls zu wissen, dass sie einen vermehrten Eiweißbedarf hat, wie sie Ihre Eisen Depots über die Nahrung decken kann, welche Öle für sie und ihr Baby wichtig sind, warum ein gutes Omega 3 Öl die Gehirn-Augen und Herzentwicklung beim Baby in ihrem Bauch fördert. Es geht immerhin um die Gesundheit von 2 Menschen, der Mutter und dem Kind.

Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit

Immer wieder erfüllt es mich mit Demut, Respekt und Staunen, wenn ich mir vorstelle, dass aus einer Eizelle und einem Samen ein Mensch entsteht. Eine Schwangerschaft ist wohl das größte Ereignis im Leben einer Frau. Veränderung auf vielen Ebenen, vor allem körperlich und hormonell. Es beginnt ein neuer, uns noch unbekannter Lebensabschnitt. Und weil es vor allem beim ersten Kind eine ganz neue Erfahrung ist, machen wir ganz selbstverständlich, alles, was uns empfohlen wird. Die Ernährung sollte einen wichtigen Stellenwert haben in der Schwangerenberatung, aber leider wird es häufig mit einem kurzen Verordnungsschreiben, einiger Vitaminpräparate erledigt. Die Firma … dankt

Keine Frage in der Schwangerschaft braucht es mehr Vitamine, Mineralstoffe, auch Eiweiß.

Folsäure, Eisen, und Zink können eine Einnistung beeinflussen. Darum ist Folsäure bereits vor der Befruchtung wichtig. Aber in welcher Form? Funktionieren alle Nahrungsergänzungsmittel gleich für alle Frauen?

Welche Nährstoffe brauchen Frauen in der Schwangerschaft

Das größte Glück für eine Frau mit Kinderwunsch und einem schwangeren Paar ist es, ein gesundes Kind in den Armen zu halten. Die ersten 1000 Tage im Leben eines Menschen sind entscheidend für die körperliche und geistige Gesundheit des restlichen Lebens. Die ersten 1000 Tage beginnen bei der Befruchtung, bzw. genau genommen davor, denn bei der Befruchtung von Samen und Eizelle, wird der genetische Baustein weitergegeben. Und je gesünder Mann und die Frau zu dem Zeitpunkt sind, umso gesünder ist auch der Start ins embryonale Leben. Eine ausgewogene Ernährung ist demnach die Basis für ein gesundes Leben.

Während der Schwangerschaft kommt es zu einem erhöhten Bedarf an: Folsäure, Eisen, Jod, Omega 3 und Vitamin D, das sollte gegebenenfalls substituiert werden. Folsäure sollte bereits bei bestehendem Kinderwunsch eingenommen werden. Anhand einer Blutabnahme kann der Nährstoffbedarf gemessen werden.

Auch Fettsäuren spielen eine wesentliche Rolle bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft. Ein Fettsäurestatus sagt vor allem auch viel darüber aus, ob die Nahrungsergänzungsmittel überhaupt in der Zelle ankommen können, oder ob sie an der Zellwand abprallen, weil diese nicht in der Lage ist, Nährstoffe aufzunehmen.

Ich hab dir in einem separaten Beitrag die wichtigsten Nährstoffe bei Kinderwunsch zusammengefasst: die wichtigsten Nährstoffe bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft.

Nahrungsergänzungsmittel alleine funktionieren nicht

Jeder Körper ist anders, jeder Mensch nimmt Nährstoffe anders auf. Dabei spielt der Darm eine wesentliche Rolle.

Ein gesunder Darm ist von einer Vielzahl an Darmbakterien besiedelt, er hat eine regelmäßige Verdauung und er bildet eine gute und geschlossene Barriere zwischen dem Körper und der Außenwelt. Ein gesunder Darm lässt wichtige Nährstoffe in den Körper rein und hält Krankheitserreger davon ab, in den Körper einzudringen.

Es braucht eine intakte Darmschleimhaut, um Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Der Darm beeinflusst beinahe alle Prozesse im Körper, auch unsere Fruchtbarkeit hängt von einem gesunden Darm ab. In meinem Beitrag: Welche Rolle spielt ein gesunder Darm bei Kinderwunsch, gebe ich einen Einblick in die Wichtigkeit der Darmgesundheit. Die Aufnahme von Bestandteilen, wie Vitamine und Mineralien, erfolgt letztendlich im Darm. Zudem ist jeder Darm anders beschaffen und hat seine ganz individuellen Bakterienstämme.

Ohne einer ausgewogenen Ernährung kann der Körper die Nährstoffe aus den oft sehr teuren Nahrungsergänzungsmittel nicht aufnehmen.

Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft ja, aber …..

Nahrungsergänzung einzunehmen und sich in Gewissheit zu glauben, dass man gut versorgt ist, stimmt leider nicht und funktioniert nicht. Nahrungsergänzung sollte gezielt eingesetzt werden. Nach einer Ernährungsanamnese, einer Blutabnahme und einem Lebensstil-check, kann es eventuell sein, dass eine Nahrungsergänzung notwendig ist. Allerdings immer in Kombination mit einer Ernährungsberatung, weil auch andere Faktoren wichtig sind.

Wie soll sich eine gesunde schwangere Frau ernähren?

Als werdende Mutter möchtest du alles richtig machen und für dich und dein Kind ist das Beste gut genug. Aber was ist das Beste? Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft können eine Ergänzung sein, aber es ersetzt keine ausgewogene Ernährung. Was benötigst du in jedem Fall, auch wenn du Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft einnimmst:

• EIWEISS: Der Eiweißbedarf in der Schwangerschaft erhöht, Proteine sind der Grundbaustein für alle Körperzellen. Genügend Eiweiß versorgt das Baby im Mutterleib mit den für sein Wachstum unentbehrlichen Aminosäuren. Ausreichend Eiweiß verhindert einen Energieabfall, Müdigkeit, Heißhunger auf Süßes. Besonders im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel, in dem das Baby schnell wächst, ist es wichtig auf eine ausreichende Eiweißversorgung zu achten.

Eine schwangere Frau braucht 10 g EW / kg Körpergewicht

• Ausreichende Gemüse und Obst: 5 Portionen täglich. 3 Portionen Gemüse, 2 Portionen Obst. Eine Portion ist Handtellergroß.
• Kohlehydrate
• gute Öle, Olivenöl, Hanföl, Walnussöl
• meide industriell gefertigte Nahrungsmittel
• So sieht ein idealer Teller aus: halb Gemüse, 1/3 Eiweiß, 1/3 Kohlehydrate

Während der Schwangerschaft gilt: „Nicht doppelt so viel essen, sondern doppelt so gut“

Ab dem 4. Schwangerschaftsmonat braucht eine Schwangere lediglich 250 Kalorien mehr und ab dem 7. Monat steigt der zusätzliche Energiebedarf auf 500 kcal/ Tag. Deutlich stärker als der Energiebedarf steigt der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen. Mit einer ausreichenden, abwechslungsreichen und vitaminreichen Ernährung kann der Bedarf großteils gedeckt werden. Auch Farbstoffe spielen eine Rolle, achte auf einen möglichst bunten Teller, und iss jede Woche einen Regenbogen. Im bunten Gemüse findest du zahlreiche Mineralstoffe, Vitamine, Enzyme und sekundäre Pflanzenstoffe.

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