Im Leben einer Hebamme gibt es viele emotionale Momente. In diesem Artikel erzähle ich von einer außergewöhnlichen Geburt, die anders war als geplant. Geplant war eine Geburt im Krankenhaus, der geheime und unausgesprochene Wunsch war eine Hausgeburt. Aber eine Hausgeburt konnte nicht geplant werden, da es eine Vorgeschichte gab, die es nicht möglich machte. Vielleicht haben wir es unbewusst ausgereizt, vielleicht hat es einfach sein sollen, dass wir plötzlich eingeschneit waren. Warum auch immer es so kam, es war eine Geburt voller emotionaler Momente, und mit einem großen Heilungspotential.
Diesen Blogartikel schreibe ich im Rahmen einer Blogparade: „Mein emotionalster Moment als Coach/Therapeut“ zu der Julia Georgi aufgerufen hat.
Die Geburt von Stefanie vor 18 Jahren, es war eine“ ungeplante“ Hausgeburt mit sehr viel – ich nenne es mal Karma.
Wie es eigentlich begann
Bettina und Andreas lerne ich in ihrer ersten Schwangerschaft im Geburtsvorbereitungskurs kennen, das war vor 22 Jahren. In einer Gesundheitseinrichtung bei uns im Ort leitete ich damals diverse Kurse als Hebamme wie Geburtsvorbereitung, Atemkurse, Babymassage etc.
Damals war ich auch in einem kleinen Krankenhaus im Kreißsaal angestellt und wie es der Zufall wollte, sind wir uns dort wieder begegnet. Leider war die Geburt anders als erhofft und die kleine Maria musste mit einem Kaiserschnitt geholt werden. Es war alles so weit in Ordnung, Mutter und Kind gesund, aber die Enttäuschung und der Schmerz wegen des Kaiserschnittes waren bei den jungen Eltern groß.
4 Jahre später, Bettina wird das zweite Mal schwanger
Ich bekomme einen Anruf von Bettina. Freudig erzählt sie mir von ihrer zweiten Schwangerschaft und fragt mich, ob ich bei der Geburt dabei sein kann. Ich freue mich sehr und wir treffen uns. Wir haben ausführliche Gespräche, arbeiten noch die erste Geburt auf, die Bettina als traumatisch erlebt hat. Sie hätte gerne die Sicherheit, dass ich sie begleite und alles dafür tu, um einen zweiten Kaiserschnitt zu verhindern. Sie erzählt mir offen von ihren Ängsten, auch von Panikattacken und ihrer Psychotherapie, die sie seit der ersten Geburt in Anspruch nimmt. In einem Nebensatz sagt sie, dass ihr Traum eigentlich eine Hausgeburt ist, aber das ist nach einem vorangegangenen Kaiserschnitt nicht möglich. Wir vereinbaren, dass ich sie zur Geburt ins Krankenhaus begleite, und dort natürlich auch betreue bis ihr Baby geboren ist. Des Öfteren treffen wir uns während der Schwangerschaft, die komplikationslos verläuft.
Der Geburtstermin ist erreicht und die Geburt wird bald losgehen
Es waren die letzten Tage im Februar 2005. Die Temperaturen waren winterlich kalt und wir hatten richtig viel Schnee. Bettina meldet sich bei mir, sie spürt Wehen und glaubt, es geht jetzt los. Ich war im Nachtdienst und vereinbarte mit ihr, dass sie zu mir ins Krankenhaus kommt. Die Untersuchung ergibt, dass es noch dauern wird, sogenannte Latenzphase, das bedeutet, die Wehen können eventuell auch wieder aufhören. Ich hab ihr geraten, nochmals nach Hause zu fahren, zu entspannen und versuchen zu schlafen. Nach meinem Nachtdienst mache ich einen Besuch bei Bettina. Seitdem wir uns gesehen haben, hat sich aber nichts wesentliches verändert.
Am Nachmittag besuche ich sie wieder, es hat sich alles ein wenig beruhigt und allen geht es gut. Die Herztöne waren gut, aber die Wehentätigkeit war schwächer geworden. Ich fahre wieder nach Hause, denn Bettina wollte versuchen zu schlafen.
Am Abend kam der schon erwartete Anruf, ich soll bitte kommen, die Wehen werden stärker. Für mich als Hebamme ist das so ein Moment, in dem ich das Adrenalin in meinen Adern spüre und alle meine Sensoren sind auf Hochtouren.
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“
Hermann Hesse
Die Untersuchung hat leider ergeben, dass sich der Befund trotz stärkerer Wehen nicht geändert hat. Die Enttäuschung ist spürbar. Wir besprechen, was wir tun werden. Die Herztöne des Babys sind gut, Bettina will keinesfalls schon ins Krankenhaus, wir entscheiden noch ein wenig zu Hause zu bleiben und die Geburt in Gang zu bringen.
Akupunktur, Massage, Kräuter, warme Dusche, atmen, Entspannen, Tönen, Übungen am Pezzi Ball, Bachblüten, Badewanne, Homöopathie, wir haben nichts ausgelassen und so vergehen etliche Stunden. Die Wehen waren da, aber der Befund ändert sich kaum. Eine Erschöpfung macht sich bemerkbar. Die Nacht war schon ziemlich fortgeschritten. Es war klar, langsam sollten wir ins Krankenhaus und dort „echte Medizin“ in Anspruch nehmen. Bei Bettina kam die Angst auf, dass es wieder so werden, könnte wie bei ihrer ersten Geburt, also in einem Kaiserschnitt enden.
„Geboren wird nicht nur das Kind durch die Mutter, sondern auch die Mutter durch das Kind“
Gertrud von Le Fort
Dann kommt der Wunsch von Bettina, doch noch einmal zu Hause in die Badewanne zu gehen und dann ins Krankenhaus zu fahren. Ich bin einverstanden, da es dem Baby ja immer sehr gut geht. Zur Erklärung, wir Hebammen haben ein tragbares Ultraschall-Gerät und können damit die Herztöne der Babys kontrollieren.
Bettina entspannt sich in der Badewanne. Ihr Mann und ich organisieren uns für die Fahrt ins Krankenhaus. Ein Blick aus dem Fenster erschreckte uns, denn draußen war wildes Schneetreiben.
Von der Entspannung zur Geburt
Plötzlich kommt ein Schrei aus dem Badezimmer, solche Schreie kenne ich nur von Frauen, die gerade ein Kind gebären.
Bettina hat eine meeeeega Wehe, gleich darauf kam die Zweite. Sie steigt aus der Badewanne, ich untersuche sie und taste sofort das Köpfchen des Babys.
Einmal durchatmen, Herztöne kontrollieren, unserer Situation ins Auge blicken: Das Baby drängt heraus, draußen ist dichtes Schneetreiben, die Rettung würde jedenfalls zu spät kommen, oder das Baby im Rettungswagen geboren werden. Alles klar, die Entscheidung fällt und wir bleiben hier. Ich schicke den werdenden Papa zu meinem Auto, um meinen Hebammenkoffer zu holen, er kommt eingeschneit wie ein Schneemann im richtigen Moment zurück.
Andreas setzt sich hinter seine Frau, Bettina hockt sich zwischen seine Beine und mit der nächsten Wehe wird Stefanie geboren.
Für diesen Moment gibt es keine Worte, es war überwältigend und erleichternd und das pure Glück, der schönste Moment im Leben einer Frau, eines Paares und auch das schönste Geschenk für mich als Hebamme. Der erste Atemzug im Leben eines neuen Menschen
Wir empfinden Erleichterung, Glück und tiefe Dankbarkeit. Nichts als pure Liebe ist im Raum. Der Morgen dämmert und draußen schneit es noch immer ganz leise. Der Tag beginnt und ein neues Leben beginnt.
Nachspann:
Diese Geburt wird wohl immer in meinem Herzen bleiben, weil sie mir gezeigt hat, dass Intuition und Vertrauen wertvolle Werkzeuge sind. Bettina brauchte keine Therapien mehr und hatte auch keine Panikattacken mehr. Eine Geburt ist eine Grenzerfahrung. Aus eigener Kraft zu gebären ist für viele Frauen eine Erfahrung, aus der man wie ein neu geborener Mensch hervorgeht, weil man was Großartiges geschafft und erlebt hat. Ich wünsche allen Frauen ein so positives Geburtserlebnis.
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